Wie ausführlich in der Presse gemeldet wurde, sind von den 11 Grundschulen 7 katholische und eine evangelische Grundschule. Konfessionell gebundene Grundschulen dürfen nach dem Gesetze nur 30 Prozent Schüler anderer Konfession oder konfessionslose Kinder aufnehmen.
Seit Jahren wurde an einigen Grundschulen diese Vorschrift verstoßen. Sicher haben die Schulen in der Regel zum Wohle der Kinder und Eltern entschieden. Dadurch hatten die Kinder kurze Wege zu ihrer Schule. Hätten sich doch alle an dieses Stillschweigen, die Gesetzeslage zu umgehen, gehalten. Da aber auch Kinder mit Hinweis auf das Bekenntnis, abgelehnt wurden und deshalb weitere Schulwege nehmen mussten, führten die Beschwerden zu dieser Situation, Änderungen in der Grundschullandschaft anpacken zu müssen.
In den letzten Jahrzehnten haben sich die Konfessionsanteile deutlich verschoben. Laut Statistik auf der Homepage der Stadt Friesoythe beträgt der Bevölkerungsanteil mit katholischem Glauben im Jahre 2015 ca. 64%, evangelischem Glauben ca. 20% und Sonstige (andere Glaubensrichtungen und ohne Glaubensbindung) ca. 16%. Bis zum Jahr 2015 sank der kath. Anteil auf ca. 62%, konstant blieb der ev. Anteil bei 20% und die Sonstigen stiegen auf ca. 18%. In naher Zukunft wird der Anteil katholischer Bürger sehr wahrscheinlich auf 50% sinken und die Sonstigen sicher steigen. Sollten die Kinderzahlen zwischen den Konfessionen und den Sonstigen im Stadtgebiet gleichverteilt sein, so wird ersichtlich, dass es immer schwieriger wird, einen Anteil von 30% in den Bekenntnisschulen zu halten. Muss nun die Stadt eine weitere oder auch mehrere Grundschulen errichten, damit alle Kinder ortsnah unterrichtet werden können?
Das kann nicht im Interesse der Stadt und der Bevölkerung und der Kinder liegen, weil dann überwiegend sehr kleine Schulen entstünden, in denen eine optimale Förderung der Kinder und ein Ganztagsangebot nur sehr schwer zu verwirklichen wären. Das gemeinsame Ziel sollte meines Erachtens darin bestehen, die Grundschulen für die Förderung unserer Kinder optimal zu entwickeln. Auch das Ganztagsangebot muss ausgeweitet werden, weil dieses immer stärker von den Eltern für ihre Kinder gewünscht wird. Beiden Elternteilen muss die Möglichkeit gegeben werden, Familie und Beruf in Einklang zu bringen. Dass auch bei den Friesoyther Eltern der Wunsch nach Ganztagsbetreuung steigt, ist jetzt schon deutlich in den Kindergärten zu sehen. Es werden vermehrt Gruppen mit Ganztagsangeboten eingerichtet. Dieser Trend wird sich in den Grundschulen fortsetzten. Sinnvoll ist es meines Erachtens, dass in den Grundschulen der Wandel in der Gesellschaft nachvollzogen wird. Es sollte jetzt eine offene Diskussion zwischen Eltern, Stadtverwaltung und Politik mit dem Ziel geführt werden, unsere Grundschulen für die Zukunft aufzustellen. Es muss ohne Scheuklappen berücksichtigt werden, dass die Konfessionsbindungen sich ändern und der Wunsch nach Ganztagsgrundschulen steigen wird.
gez. Wilhelm Bohnstengel (SPD-Stadtratsmitglied)
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